Rabenschwarze Nachtgeschichten

Niemand kennt sich besser in der Finsternis aus. – Edgar Allen Poes Rabe löst sich aus dem Gruselgedicht und lädt Sie ein zu einem schaurig-makabren Spaziergang durchs Dunkelgrün. Denn dieser düstere Vogel kann nicht nur „Nimmermehr“ von sich geben. Er vermag die Seelen Verstorbener zu sehen, weiß genau, wo sich auf welche Weise Morde zugetragen haben und trägt diese Geschichten in Zeilen rabenschwarzen Humors vor. Er berichtet über Werwölfe und Vampire, über lebensmüde Lebende und überaus lebendige Tote, macht sich über den Aberglauben der Menschen lustig und präsentiert dabei manchen Klassiker: Er führt durch den Busch, wo Ringel natzen, krächzt lyrische Fontanen und über allem glimmt der Morgenstern.

Ein schaurig-schöner Spaß mit Gänsehaut- und Lach-Garantie.

 

„Merk auf, wenn‘s aus Gesträuch keucht, wenn du dich trollst durch dunkle Nacht.

Wenn schauernd dir ein Lachen entfleucht, dann ist’s gewollt und so gedacht.“

 

Bearbeitung & Spiel: M. V.

Regie: Ray Dudzinski

Perfekt für Schlösser, Burgen, Freilichtmuseen, Parks und für Veranstaltungen rund um Halloween. Auch drinnen spielbar!!

Bis zu zweimal an einem Tag / Abend spielbar.

Fotos oben: Dr. Thomas Eicher – Melange
Fotos unten: Patrick Temme

Presse:

Rheinische Post Kempen, Willich, Tönisvorst, 12.09.2022

Schauriger Spaziergang an der Dorenburg

Von Sigrid Blomen-Radermacher

GREFRATH

Bei den „Rabenschwarzen Nachtgeschichten“ schlüpft der Schauspieler Markus Veith in die Rolle eines Raben, der den Menschen den Spiegel vorhält. Die morbide Lyrik, eingebettet in Orte auf dem Gelände der Dorenburg, sorgen für Gruselfaktor.

„Nimmermehr“ hallt es ebenso schaurig-schön wie unerwartet aus dem Nirgendwo. Denn die Augen und Ohren der knapp 20 Besucher im Niederrheinischen Freilichtmuseum Grefrath richten sich auf den Mann vor ihnen: Der lässt in melancholischen Reimen seiner Trauer über den Tod der Geliebten Lenore freien Lauf.

Die Besucher der Veranstaltung „Rabenschwarze Nachtgeschichten“ haben an diesem Freitagabend im Kaminzimmer der Dorenburg Platz genommen. Der trauernde Mann steht vor dem Kamin, wendet sich zum Fenster, hört ein Klopfen, öffnet und weicht zurück. Die Zuschauer sehen förmlich, wie ein Rabe ins Zimmer flattert — in ihrer Fantasie. Und dieser antwortet auf alle Fragen des Mannes in düsterem Ton immer wieder: „Nimmermehr“.

Der Mann, der Schauspieler Markus Veith, zieht eine schwarze Kappe über den Kopf und einen schwarzen Frack an und verwandelt sich in Edgar Allen Poes Raben „Nimmermehr“. Den Rücken leicht gekrümmt, der Gang etwas hinkend, nimmt er die Gäste mit auf einen abendlichen Spaziergang über das Gelände des Freilichtmuseums. Die dunklen Wolken am Himmel passen wie bestellt. Für jeden Besucher hatte Veith eine Sturmlampe gegen die aufkommende Dunkelheit mitgebracht. „Abends, wenn die Heimchen singen, wenn die Lampe düster schwelt, hör ich gern von Spukedingen, was die Tante mir erzählt …“ Die vier Zeilen des Gedichtes „Es spukt“ von Wilhelm Busch, die Veith vor dem flackernden Kaminfeuer des Wohnhauses Rasseln zitiert, sind wie ein Motto für die außergewöhnliche Veranstaltung, die das Freilichtmuseum den Besuchern zu später Stunde anbot: Theater und Lyrik mit Grusel und Humorfaktor mal nicht im Sitzen, sondern im Promenieren zu unterschiedlichen Orten des Museums. Orte, die zu Bühnen für Markus Veith werden. Literaturwird aufs Feinste eingebettet in die Orte. Wenn Veith vor der großen Trauerweide am Eingang zur Dorenburg Annette Droste-Hülshoffs „Knabe im Moor“: „O, schaurig ist’s über das Moor zu gehen“ deklamiert, verändert sich die Wahrnehmung auf den Ort, wird er intensiver und aufmerksamer betrachtet als bei einem sonst üblichen Spaziergang. Aber diese Beobachtung gilt umgekehrt auch für die Wahrnehmung der dargebotenen Literatur: Fontanes „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ lässt sich im Freien unter Quitten und Birnbäumen wunderbar anhören und einprägen. Vor allem, wenn die eine Deern oder der andere Junge mit einer Birne belohnt wird — so, wie Herr von Ribbeck es sich gedacht hatte.

In der Rolle des Raben und mit einer eindringlichen knatternd-krächzenden Stimme hält Veith den Menschen einen sehr klaren und unerbittlichen Spiegel vor: Reibt ihnen neben einer ausgestopften Katze in der Küche des Bauernhauses ihre Katzenliebe unter die Nase, schildert verächtlich ihre Angst vor Vampiren und ihre lächerlichen Gegenmaßnahmen gegen die Blutsauger und macht sich lustig über ihre gescheiterten Versuche, sich das Leben zu nehmen.

Der Rabe als Galgenvogel kennt sich aus im Reich der Lebenden und der Toten. Genüsslich schildert er, nachdem er hinter einer Kreuzigungsszene in einen Garten geschlüpft ist, von dem Verwesungsprozess der Leichen. Besser gesagt, wie sie abgeknabbert werden: „Je hungriger sie fressen, umso schlanker wird die Taille.“

Unterhaltsam auch die Geschichte über den Tüftler, der eine Maschine erfinden wollte, mit der erhören könnte, was niemand hört. Veith erzählt sie im Kräutergarten. Es ist auch ein Garten, in dem der Tüftler die Maschine testet, während die Nachbarin Blumen schneidet. Der Tüftler hört schreckliche Schreie — die der Blumen, die geköpft werden.

Man sollte meinen, Veith habe die „Rabenschwarzen Nachtgeschichten“ eigens für den Park und die Häuser des Freilichtmuseums zusammengestellt. Aber dem ist nicht so. Er hat Orte und Plätze so gut ausgewählt, dass sie sein Programm illustrieren. Und die Besucher lernen Ecken der Anlage kennen, wie sie sie auf diese Weise noch nie entdeckt haben. Mit den Worten „Ich bin, was ich bin: ein Nachtgetier und wünsche süße Träume“ verabschiedete sich der Rabe nachkurzweiligen 90 Minuten.

 

 

Der Flyer:

Weitere Fotos: Nicole Ellrichmann